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Neue US-Regulierungen für vernetzte Fahrzeuge: Herausforderungen (und Chancen?) für die Automobilindustrie

Am 23. September 2024 verkündete die Biden-Harris-Regierung bedeutende Schritte zur Stärkung der US Automobilindustrie vor den Einflussfaktoren der sogenannten “bedenklichen Länder”. Konkret ist die Rede von Bedrohungen der nationalen Sicherheit der USA im Bereich vernetzter Fahrzeuge. In einer Welt, in der vernetzte Fahrzeugtechnologien eine immer größere Rolle spielen, wird die Sicherung der Automobil-Lieferketten als von zentraler Bedeutung dargestellt. So wird die Abhängigkeit von ausländischen Technologien im Bereich automatisierter Fahrsysteme (ADS) und Fahrzeugvernetzungssysteme (VCS) als erhebliche Risiken für die nationale Sicherheit dargestellt. Was bedeutet das?

Felix Roth

Konkret zielt die neue Vorgabe darauf ab, die Import- und Vertriebswege von Fahrzeugen und Komponenten aus Ländern wie China und Russland, die in den USA als “bedenkliche Länder” (im Englischen: Countries of Concern) gelten, zu unterbinden. In der Folge stellt sich die Frage, welche konkreten Auswirkungen dies auf die Automobilentwicklung und die vernetzten Fahrzeugsysteme hat.

Die neuen Vorschriften im Detail

Die vorgeschlagenen Maßnahmen betreffen sowohl die Software als auch die Hardware von vernetzten Fahrzeugen. Im Besonderen stehen Technologien im Fokus, welche eine Verbindung von Fahrzeugen zu externen Netzwerken ermöglichen, wie beispielsweise Bluetooth, Mobilfunk, Satellit und WiFi. Des Weiteren werden Systeme, welche hochautonome Fahrfunktionen unterstützen, berücksichtigt. Fahrzeuge, welche derartige Technologien nutzen und eine Verbindung zu China oder Russland aufweisen, könnten ab dem Modelljahr 2027 für Softwarekomponenten und ab 2030 für Hardwarekomponenten vom US-Markt ausgeschlossen werden.

Technologische und wirtschaftliche Herausforderungen

Dies hat für Fahrzeughersteller und ihre Zulieferer gravierende Konsequenzen hinsichtlich der bestehenden Lieferketten und Technologien. Eine Vielzahl von hochspezialisierten Komponenten, insbesondere im Bereich der ADS- und VCS-Systeme, ist eng mit chinesischen Zulieferern verbunden. Die Suche nach einer adäquaten Alternative, welche sowohl in qualitativer als auch in preislicher Hinsicht wettbewerbsfähig ist, stellt Unternehmen vor signifikante Herausforderungen.

Im Gegensatz zu Softwarekomponenten, für die lediglich eine einjährige Übergangsfrist gilt, wurde für Hardware eine vierjährige Frist gesetzt. Dies verdeutlicht, dass die Hardware-Lieferketten in höherem Maße mit China verflochten sind, was die Umstellung auf alternative Quellen erschwert. In diesem Kontext stellt sich für zahlreiche Unternehmen der Branche die Frage, inwiefern bereits jetzt welche Maßnahmen zur Auseinandersetzung mit alternativen Lieferanten oder zur Eigenproduktion ergriffen werden müssen, um die neuen Anforderungen fristgerecht zu erfüllen.

Unklare Definitionen: Was bedeutet „Made in China“?

Eine der gravierendsten Schwierigkeiten, die mit den neuen Regulierungsmaßnahmen einhergehen, besteht in den (noch) unpräzisen Definitionen. Es stellt sich die Frage, was genau unter der Bezeichnung “Made in China” zu verstehen ist.

Diesbezüglich stellt sich die Frage, ob die Regelung auch für Unternehmen gilt, die chinesische Mitarbeiter in EU-Ländern beschäftigen, oder beispielsweise für chinesische Unternehmen, die in Deutschland produzieren.

Um den betroffenen Unternehmen Rechts- und Planungssicherheit zu gewährleisten sind diese Unklarheiten umgehend aufzuklären.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass betroffene OEMs und Zulieferer dazu verpflichtet sind, eng mit den Regulierungsbehörden und der US-Regierung zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass ihre Technologien nicht unbeabsichtigt unter die neuen Regelungen fallen.

Des Weiteren könnten signifikante Zusatzkosten resultieren, da alternative Zulieferer in der Regel mit höheren Kosten verbunden sind als chinesische Anbieter. Dies könnte sich auf die gesamten Entwicklungskosten sowie die Fahrzeugpreise auswirken.

Chancen für die Automobilbranche?

Obgleich die neuen Regelungen mit Schwierigkeiten verbunden sind, eröffnen sie gleichwohl Perspektiven. Eine Umstellung auf alternative, möglicherweise inländische oder EU-basierte Lieferanten könnte nicht nur die Abhängigkeit von ausländischen Technologien reduzieren, sondern auch die Innovationskraft innerhalb der eigenen Lieferketten stärken. Unternehmen, die proaktiv auf diese Veränderungen reagieren, könnten sich perspektivisch Wettbewerbsvorteile verschaffen, indem sie sichere, zertifizierte Systeme anbieten, die den strengen US-Vorgaben entsprechen.

Auf Lieferantenseite ergeben sich möglicherweise für die Entwicklungsteams und die zugehörige Arbeit im Bereich Cybersecurity Engineering neue Perspektiven durch die Implementierung sicherer und zuverlässiger ADS- und VCS-Systeme, wodurch eine internationale Vermarktung der eigenen Technologien ermöglicht wird. Die USA, die zunehmend auf technologische Souveränität setzen, könnten für Unternehmen, die auf lokale oder zertifizierte internationale Technologien setzen, ein attraktiver Markt werden.

Fazit: Notwendiger Wandel in der Lieferkette unverzichtbar

Diese jüngst implementierten US-Regulierungen für vernetzte Fahrzeuge (s. auch das zugehörige Statement vom Weißen Haus) markieren einen signifikanten Wendepunkt für die globale Automobilindustrie, insbesondere für Unternehmen, die in hohem Maße von chinesischen oder gegebenenfalls russischen Technologien abhängig sind.

In den kommenden Jahren wird es von entscheidender Bedeutung sein, alternative Lieferketten zu etablieren, ohne dabei die Sicherheit der Fahrzeuge zu beeinträchtigen.

Für Entscheider und Entwickler in der Automobilbranche besteht die zeitkritische Notwendigkeit, die Risiken und Chancen dieser Umstellung zu evaluieren und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Der Weg dorthin ist mit Unsicherheiten behaftet. Unternehmen, die jedoch frühzeitig auf sichere und zertifizierte Lösungen setzen, könnten langfristig gestärkt aus diesem Wandel hervorgehen.

Die mit den neuen Regelungen adressierten Sicherheitsbedenken bieten zudem im besten Fall eine Möglichkeit, die Sicherheitsstandards in der Fahrzeugentwicklung neu zu definieren und dadurch die Branche in eine zukunftssichere Richtung zu lenken.

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